Briefsammlung Trew

19.000 Briefe von 2.200 Autoren des 16. bis 18. Jahrhunderts

Katalog von Eleonore Schmidt-Herrling:
Die Briefsammlung des Nürnberger Arztes Ch. J. Trew in der Universitätsbibliothek Erlangen

Christoph Jacob Trew

Online

2007, ISBN 3-89131-528-7
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3.204 Mikrofiches, 2006, ISBN 3-89131-477-9
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Die Briefsammlung Christoph Jakob Trews

Die Briefsammlung Christoph Jakob Trews (1695–1769) ist die größte bekannte Briefsammlung mit medizinischem und naturwissenschaftlichem Schwerpunkt – und eine der größten Sammlungen in Deutschland überhaupt. Sie enthält gut 19.000 Briefe und Entwürfe von 2.200 Autoren des 16. bis 18. Jahrhunderts, darunter viele noch heute bekannte Geistesgrößen: universalgelehrte Pioniere der Medizin und angrenzender Naturwissenschaften wie Ulisse Aldrovandi, Carolus Clusius, Johannes Crato oder Conrad Gesner, aber auch der Theologe Johannes Calvin und der Dichter und Naturforscher Albrecht von Haller. So vielfältig wie die Adressaten und Absender sind die wissenschaftshistorischen Einblicke in die Welt der frühen Neuzeit, die die Sammlung gewährt: Die zeitgenössischen Ideenwelten der Chirurgie und Anatomie, der Zoologie und Botanik werden ebenso plastisch wie der konkrete Alltag medizinischer Praxis und naturkundlicher Forschung. »Diese Briefsammlung wird jeder, der sich mit der Geschichte der Medizin und Naturwissenschaft dieses Zeitraums befaßt, zu Rate ziehen müssen«, urteilte im 1940 erschienenen Katalog der Bibliotheksleiter der Universität Erlangen-Nürnberg. Diese verwahrt den umfangreichen Nachlaß Trews seit 1818, als sie ihn aus dem Bestand der ersten Erbin – der aufgelösten Universität Altdorf – zugesprochen bekam. Zu ihm gehörten auch 34.000 Bücher, die Trew aus den offenbar unerschöpflichen Mitteln seiner Arztpraxis zu einer der größten naturkundlichen Bibliotheken des 18. Jahrhunderts vereint hatte. In ihrer Geschlossenheit bietet sie ein einzigartiges Bild vom Stand der Medizin und Naturwissenschaften in der Frühphase der Aufklärung.

Ulisses Aldrovandi

Prospero Alpino

Georg Wilhelm Bauernfeind

Johann Caspar Bauhin

Antonio Benevoli

Hieronymus Besler

Stephan Bierdümpfel

Hermann Boerhaave

Joseph de Casabona

Anders Celsius

Carolus Clusius

Petrus Collinson

Petrus Coudenberg

Georg Dionys Ehret

Nikolaus Friedrich Eisenberger

Johann Jacob Haid

Albrecht von Haller

Lorenz Heister

Petrus Hotton

Georg Lichtensteger

Carolus Linnaeus

Philipp Melanchthon

Maria Sybilla Merian

Christoph Jakob Trew: Ein reicher Arzt mit Forschermission

In Altdorf hatte Christoph Jakob Trew, geboren im Nachbarort Lauf als Sohn des Stadtapothekers, sein Medizinstudium absolviert. Nach einer hochgelobten Promotion bei Lorenz Heister, einem der bedeutendsten Mediziner seiner Zeit, reiste der junge Arzt von 1717 bis 1720 quer durch Europa und lernte so dessen führende Gelehrte kennen. Von Paris bis Amsterdam, von Lausanne bis Königsberg durchstöberte er Bibliotheken und Naturalienkammern, die seine naturkundliche Neugier und sein bibliophiles Sammelinteresse immer weiter bestärkten.

Die Nachricht, daß sein Doktorvater Altdorf verlassen habe und sein Lehrstuhl vakant sei, zog Trew 1720 zurück ins Fränkische. Zwar glückte es ihm nicht, Heisters Nachfolge zu erringen, doch als niedergelassener Arzt wurde der 25-Jährige sehr bald ins Nürnberger »Collegium medicinale« aufgenommen – zugleich Medizinerverein und städtische Gesundheitsbehörde. Wie stetig er fortan sein ärztliches Renommee (und seine Einkünfte) zu steigern wußte, zeigt etwa, daß er 1736 zum markgräflichen Leibarzt am Ansbacher Hof befördert wurde, obwohl er nicht bereit war, dafür seinen Wohnort aus Nürnberg weg zu verlegen. Hier betreute er neben seiner Praxis den städtischen Heilpflanzengarten und das Anatomische Theater. Für den hortus medicus gewann er Material auf botanischen Exkursionen, das theatrum anatomicum bereicherte er mit hochwertigen Präparaten. Auch war er einer der ersten Anatomen überhaupt, die sowohl Anschauungsunterricht anhand menschlicher Leichen abhielten (was damals stark umstritten war) als auch neue Grundlagenforschung über den Körperbau betrieben. Den dabei verfolgten Anspruch zeigt sein – allerdings nur in Teilen realisiertes – Großprojekt, ein illustriertes Osteologie-Lehrbuch: Es richtete sich nicht nur an Fachleute, sondern – im Sinne der Frühaufklärung und ihres physikotheologischen Schöpfungslobes – »an alle«.

Europaweites Netz der Wissenschaftler

Überhaupt stellte sich als Trews eigentliches Interessensfeld die Forschung heraus, der er sich neben seiner Arztpraxis immer stärker zuwandte: Seine europäischen Kontakte und den Überblick über Entdeckungen und Diskurse der Zeit erhielt er sich, indem er 1731 das Wochenblatt Commercium litterarium ad rei medicinae et scientiae naturalis gründete. 15 Jahre lang redigierte und publizierte der akademische »Netzwerker« avant la lettre darin die Ideen und Mitteilungen eines großen Kreises von Fachkorrespondenten. Trew war in seinen Fächern kein paradigmatischer Vordenker, sondern ein verifizierender und klassifizierender Sammler konkreten Wissens, das er solide weitervermitteln wollte. Bis zu seinem Tode gehörte Trew überdies vielen internationalen Fachakademien an.

Der immense Briefverkehr, der mit diesen Herausgeber- und Akademieposten einherging, diente Trew als Objekt seiner Briefsammlung, aber auch als deren Mittel: Nicht nur, daß er die an sich selbst gerichteten Schreiben aufbewahrte (ebenso wie seine eigenen Vorab-Entwürfe). Seine europaweite Vernetzung nutzte er überdies, um über Mittelsleute auch Material aus dritter Hand sichten zu lassen und zu erwerben – nachgelassene Einzelstücke ebenso wie ganze Sammlungen.

Die Briefsammlung: Ein »Who is who« der universalgelehrten Frühneuzeit

So erklärt sich, daß die herkunftszeitliche Spanne der Trewschen Kollektion 170 Jahre vor der Geburt des Sammlers einsetzt: Der älteste Brief stammt vom 9. Oktober 1524; der Reformator Huldrych Zwingli schrieb ihn an einen Geistlichen. Ihm wie den übrigen 2.100 Autoren bescheinigt Trew selbst, daß »deren eigene Handschriften an sich selbst schon einen großen Wert haben, noch mehr aber der Inhalt der Briefe zu erkennen giebt.« Seine »beträchtliche Sammlung von eigenhändig im XVI., XVII. und XVIII. Seculo von Italiänern, Engelländern, Holländern, Dänen, Petersburgern, Preußen und Deutschen geschriebenen Briefen, welche zusammen über 15.000 betragen«, wuchs bis zuletzt noch auf über 19.000 an: Ein »Who is who« der Universalgelehrten von der Frühneuzeit bis zur Aufklärung. Besonders prominent etwa Johannes Crato von Crafftheim (1519–1585): Aus der Feder dieses zeitgenössischen Starmediziners, der drei habsburgischen Kaisern (Ferdinand I., Maximilian II. und Rudolf II.) als Leibarzt diente und als Protokollant der Tischreden Luthers prominent geblieben ist, hat Trew nicht weniger als 1271 Briefe versammelt. Ein Kollege Cratos am Wiener Hof war Carolus Clusius (Charles de l´Ecluse, 1526–1609). Der französische Arzt, als »kaiserlicher Hofbotaniker« ein Pionier in der Erkundung der alpinen und ungarischen Flora, ist mit rund 200 Schreiben vertreten. Der »Italiäner« Ulisse Aldrovandi (1522–1605; 27 Briefe) und der Schweizer Conrad Gesner (1516–1565; 11 Briefe) schließlich, die die botanischen Gärten in Bologna bzw. Zürich aufbauten, setzten Maßstäbe in der Zoologie – jeweils mit einem gewichtigen Lehrwerk namens Historia animalium.

Die gut 4.800 an Trew selbst gerichteten Briefe stammen zu etwa einem Drittel aus »Laienhand« und zu zwei Dritteln von Medizinern: von Apothekern (3 Prozent), Chirurgen (4 Prozent) Medizinprofessoren (14 Prozent) und ausgebildeten Ärzten (47 Prozent). Unter ihnen ist auch Trews Lehrer und Beinahe-Amtsvorgänger Lorenz Heister (1683–1758 ; mit 168 selbst geschriebenen und einem Vielfachen an empfangenen Briefen), der Begründer der wissenschaftlichen Chirurgie in Deutschland. Eine Auswahl plante Trew bereits zu Lebzeiten selbst zu publizieren: Gern wolle er mehrere tausend Schreiben prominenter Ärzte und Botaniker »ohne allen Entgeldt dem publico mittheilen«, schreibt er 1752 an Albrecht von Haller (1708–1777), der seinerseits über tausend an sich gerichtete Briefe editiert hatte. Trews Vorhaben zerschlug sich zwar, seine Aussage zeigt aber wiederum, welch hohen Erkenntniswert er seinem gelehrten Briefwechsel zusprach.

Gelehrter Kollegenstreit und Briefe vom Hausverwalter

In diesem Sinne ist übrigens anzunehmen, daß eine von Trew selbst vorgenommene Edition ganz anders aussähe als die heute vorliegende, die das komplette erhaltene Material berücksichtigt: Trew hätte die Briefe sicherlich (wie Haller die seinen) nach Maßgabe wissenschaftlicher Relevanz redigiert, so daß ihre Aussagekraft heute rein fachhistorisch wäre. Keinen Eingang gefunden hätten all jene Freundschaftsbekundungen, Kollegenschelten oder überhaupt Aussagen zum persönlichen Leben und Alltag, denen die moderne Edition ihren Quellenwert für die Personengeschichte und die Erforschung individueller Lebens- und Arbeitsbedingungen in der frühaufklärerischen »Gelehrtenrepublik« Europas verdankt. Zudem enthält der unzensierte Briefbestand auch Dokumente, deren Absender nicht Fachgelehrte sind, sondern ratsuchende Kranke – und dazu »Zimmervermieterinnen, Hausverwalter, Universitätspedelle, der Herr Ober-Accise-Amts- und Biergefäll-Controlleur, Handelsherren und sonstige« (Eleonore Schmidt-Herrling). So ergänzt auch ein wenig Alltagsgeschichte die unermeßliche wissenschaftshistorische Aussagekraft dieses Quellenschatzes.

Der Katalog zur Briefsammlung Trew

Der Erlanger Bibliothekarin Eleonore Schmidt-Herrling fiel von 1929 bis 1940 die Herkulesaufgabe zu, Trews über 57.000 Seiten umfassende Briefsammlung komplett und benutzerorientiert zu erschließen. Der daraus entstandene, 776 Seiten starke Katalog Die Briefsammlung des Nürnberger Arztes Ch. J. Trew in der Universitätsbibliothek Erlangen (PDF-Datei, 33 MB) schlüsselt sämtliche erhaltenen Briefe alphabetisch nach Absendern und Empfängern auf und diente als Basis der Datenbank.

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Friedrich Ruysch

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